Amateurfunk Ausbreitungsbedingungen

Die Sonnenflecken-Relativzahl ist ein grundlegender Indikator für die Sonnenaktivität. Erhöhte R-Werte deuten generell auf bessere Ausbreitungsbedingungen hin, besonders auf höheren Frequenzbändern. Mit steigender Sonnenaktivität können wir folgendes beobachten:

  • Höhere R-Werte → Häufigere Öffnungen der oberen Frequenzbänder
  • Während eines Sonnenmaximums → Längere Zeiträume mit guten Ausbreitungsbedingungen
  • Wichtig zu beachten: Sehr hohe Sonnenaktivität kann auch zu ionosphärischen Störungen führen

Je aktiver die Sonne, desto dynamischer und unvorhersehbarer können die Bedingungen sein. Während eines Sonnenminimums mit niedrigen R-Werten sind die Bedingungen oft stabiler, aber mit weniger Öffnungen auf höheren Frequenzen.

Der solare Flux (oft als SFI oder F10.7 bezeichnet) misst die Radioemission der Sonne bei 10,7 cm Wellenlänge und korreliert direkt mit der UV-Strahlung, die unsere Ionosphäre beeinflusst:

  • F < 70: Minimale Ionisierung, hauptsächlich untere Bänder nutzbar
  • F = 70-100: Moderate Bedingungen, gelegentliche Öffnungen höherer Bänder
  • F = 100-150: Gute Bedingungen, regelmäßige Öffnungen bis 15m/12m
  • F > 150: Hervorragende Bedingungen, häufige Öffnungen auch auf 10m und höher

Der F-Wert liefert eine gute Vorhersage für die maximale nutzbare Frequenz (MUF) bei stabilen geomagnetischen Bedingungen.

Der A-Index beschreibt die durchschnittliche geomagnetische Aktivität über einen 24-Stunden-Zeitraum:

  • A < 7: Ruhiges geomagnetisches Feld, exzellente Ausbreitungsbedingungen
  • A = 7-15: Leicht gestörtes Feld, gute bis moderate Bedingungen
  • A = 15-30: Gestörtes Feld, beeinträchtigte Ausbreitung besonders auf Polarrouten
  • A = 30-50: Starke Störung, deutlich reduzierte Ausbreitungsqualität
  • A > 50: Geomagnetischer Sturm, stark beeinträchtigte bis unterbrochene Kommunikation

Ein erhöhter A-Index deutet auf vermehrten Eintrag von Sonnenwindpartikeln in die Erdatmosphäre hin. Dies kann durch koronale Massenauswürfe (CMEs) oder koronale Löcher verursacht werden und führt oft zu Auroraerscheinungen sowie Dämpfung oder Störung von Funksignalen, besonders entlang polnaher Ausbreitungspfade.

Der K-Index zeigt die Schwankungen des Erdmagnetfelds in einem dreistündigen Intervall:

  • K = 0-1: Sehr ruhige Bedingungen, stabile Ausbreitung
  • K = 2-3: Leicht unruhige Bedingungen, minimal beeinträchtigte Ausbreitung
  • K = 4: Aktive Bedingungen, beginnende Beeinträchtigungen besonders auf hohen Breitengraden
  • K = 5: Kleinerer geomagnetischer Sturm, störende Effekte werden deutlich spürbar
  • K ≥ 6: Starker geomagnetischer Sturm, erhebliche Ausbreitungsstörungen bis hin zum Totalausfall

Der K-Index ist ein schneller Indikator für kurzfristige Veränderungen. Während ein niedriger K-Wert Stabilität anzeigt, deutet ein steigender K-Wert auf eine schnelle Veränderung der Ausbreitungsbedingungen hin – entweder zur Verschlechterung oder nach einem Sturm auch zur Erholung.

Praktische Anwendung

Für eine umfassende Beurteilung der Ausbreitungsbedingungen sollten alle Parameter zusammen betrachtet werden:

  1. Ideale Bedingungen: Hoher F-Wert (>100) mit niedrigem A- und K-Index (<7 bzw. <3)
  2. Vorsicht geboten: Hoher F-Wert mit gleichzeitig hohem K-Index deutet auf bevorstehende Störungen hin
  3. Regelmäßige Überwachung: Bei sich ändernden K-Werten sollten auch die anderen Parameter genau beobachtet werden

Zur Ergänzung der Messwerte empfiehlt sich das Abhören internationaler Funkbaken (z.B. NCDXF/IARU-Baken) sowie die Beobachtung von Echtzeit-Ausbreitungsdaten über digitale Meldedienste wie PSKReporter oder WSPRNet.